

Wie solltest du mit unkooperativen Kunden, verspäteten Zahlungen und der Kundenakquise in Krisenzeiten umgehen? In den vergangenen Jahren haben die Coronakrise, wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und der digitale Wandel den Arbeitsalltag vieler Freiberufler geprägt.
Diese Entwicklungen haben Freiberuflern jedoch auch die Chance gegeben, ihre Kundenbeziehungen zu stärken und ihre Geschäftsstrategien krisenfest zu machen. Um dir zu helfen, dich anzupassen, wenn die Nachfrage erneut nachlässt, haben wir drei Freiberufler dazu befragt, wie sie die geschäftlichen Umbrüche der letzten Jahre gemeistert haben.
Jenny, Jonas und Michael haben uns ihre Tipps und persönlichen Erfahrungen zur Pflege von Kundenbeziehungen in Krisenzeiten mitgeteilt.
Unabhängig von der Art der Krise variieren ihre Auswirkungen je nach deiner Tätigkeit. Für Jenny, eine Social-Media-Beraterin, erwies sich der Lockdown im Jahr 2020 als unerwartete Chance:
„Ich musste alle Strategien für meine bestehenden Kunden komplett überarbeiten. Dadurch stieg mein Arbeitsaufwand – ich musste alles, was ich zuvor geplant hatte, einschließlich bevorstehender Kampagnen, neu strukturieren. Das ging alles ziemlich schnell, aber ich hatte tatsächlich zusätzliche Arbeit.“
Jonas, ein freiberuflicher Webdesigner und Trainer, machte eine ähnliche Erfahrung in seiner Branche: Seine Kunden hatten mehr Zeit, sich dem Aufbau ihrer Websites zu widmen, was zu einem Anstieg der Projektanfragen führte.
Leider hatten nicht alle Freiberufler so viel Glück. Viele Präsenzprojekte wurden auf Eis gelegt oder ganz gestrichen. Jonas’ Schulungen wurden verschoben oder abgesagt:
„Das hat sich definitiv auf meine Einnahmen für 2020 ausgewirkt – genau wie bei den meisten anderen Menschen auch.“
Michael, der mit Schulungsorganisationen zusammenarbeitet, verzeichnete ebenfalls einen Rückgang der Aufträge, da viele seiner Kunden ihre eigenen Aktivitäten vorübergehend einstellen mussten.
Heute, im Jahr 2025, sehen sich Freiberufler mit einer neuen Art von Umbruch konfrontiert – der rasanten Entwicklung von Künstlicher Intelligenz.
Freiberufler, die Kurse geben und Wissen vermitteln, sind von dieser Veränderung teilweise weniger betroffen: Wer direkt mit Menschen arbeitet, kann nicht einfach durch Algorithmen ersetzt werden.
Anders sieht es in kreativen Bereichen aus – das Erstellen von Websites oder das Schreiben von Texten wurde durch KI grundlegend verändert. Gleichzeitig kann jeder eine von KI generierte E-Mail erkennen. Echte, authentische Kommunikation und originelle Ideen bleiben also das, was Freiberufler unersetzlich macht.
Während der Corona-Krise sind zum ersten Mal viele Aufträge weggebrochen. Seither haben viele Unternehmen gelernt, vorsichtiger zu wirtschaften – was oft zuerst die Zusammenarbeit mit Freelancern betrifft. Wie kannst du deine Kunden in einer Krise am besten unterstützen, um deine Projekte aufrechtzuerhalten oder dich auf den Aufschwung vorzubereiten?
Für Jenny war es entscheidend, erreichbar, aufmerksam und hilfsbereit zu bleiben:
„Ein großer Teil meiner Arbeit bestand darin, meinen Kunden zuzuhören und ihnen das Gefühl von Sicherheit zu geben. Viele Unternehmen hatten mit finanziellen Problemen zu kämpfen, daher war es entscheidend, weiterhin über soziale Medien zu kommunizieren – allerdings in einem anderen Tonfall.“
Auch Michael blieb im Lockdown für seine Kunden präsent, um die Beziehung aufrechtzuerhalten:
„Ich blieb durch kleine Gesten in Kontakt – zum Beispiel teilte ich einen Presseartikel, den ich über Remote-Arbeit geschrieben hatte, basierend auf Videos aus meinem YouTube-Kanal. Es ging mir nicht darum, etwas zu bewerben, sondern einfach darum, die Verbindung aufrechtzuerhalten.“
Diese Haltung gilt auch über Krisenzeiten hinaus: Wer kontinuierlich echten Mehrwert bietet, bleibt langfristig im Gedächtnis seiner Kunden.
Die Coronakrise und die damit verbundenen Einschränkungen haben nicht nur unsere Arbeitsweise verändert, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf den Umgang mit Kundenbeziehungen gehabt. Ohne persönlichen Kontakt mussten neue Wege gefunden werden, um in Verbindung zu bleiben.
Jonas ist überzeugt, dass es vor allem darauf ankommt, proaktiv zu sein:
„Man muss bei Kunden die Initiative ergreifen – es liegt an uns als Fachleuten, sie zu unterstützen und zu begleiten, damit ihr Geschäft florieren kann. Als Freiberufler sind wir eng mit dem Erfolg unserer Kunden verbunden. Wenn es ihnen gut geht, geht es auch uns gut.“
Auch die Anpassung deiner Vorgehensweise bei der Kundenakquise ist von entscheidender Bedeutung. Michael beispielsweise hat sich von traditionellen Kaltakquise-E-Mails verabschiedet und sich LinkedIn zugewandt:
„Dadurch kann ich echte Gespräche mit potenziellen Kunden beginnen, indem ich Fragen stelle wie: Haben sie es geschafft, ihre Online-Anzeigenformate anzupassen? Haben sie Probleme mit der Sichtbarkeit? Dahinter steckt kein Verkaufsgespräch – nur echte Empathie.“
Eine weitere effektive Strategie ist die Digitalisierung und Anpassung deines Dienstleistungsangebots. Dies kann es potenziellen Kunden erleichtern, dich zu finden und mit dir in Kontakt zu treten – egal, ob sie dein Profil durchsuchen oder deine Dienstleistungen online entdecken.
Die Anpassung deiner Akquise ist nur ein Teil der Gleichung. Der andere Teil besteht darin, dein Angebot neu zu gestalten und deine gesamte Geschäftsstrategie zu überdenken. Jonas nannte ein praktisches Beispiel:
„Als der Lockdown begann, habe ich ein neues E-Commerce-Website-Paket speziell für lokale Produzenten auf den Markt gebracht. Aufgrund der Krise und der neuen Hygienevorschriften konnten sie ihre Waren nicht mehr persönlich verkaufen. Dies half ihnen beim Übergang zum digitalen Handel, was sie sonst vielleicht nicht getan hätten – aber jetzt ist es eine langfristige Lösung, die auch nach dem Ende der Krise bestehen bleibt. Warum also nicht eine Portfolio-Website starten oder neue Plattformen erkunden? Es gibt so viel, was man tun kann.“
Der Schlüssel liegt darin, innovative, dauerhafte Lösungen anzubieten, die direkt auf die Bedürfnisse deiner Kunden zugeschnitten sind. Wenn dein Angebot zur Lösung ihrer Probleme beiträgt, reagieren sie eher positiv darauf.
Auch beim Einsatz von KI können spezialisierte Freelancer echten Mehrwert bieten – etwa durch die Automatisierung von Marketingprozessen, die Optimierung von Online-Shops oder die kreative Steuerung von Content-Strategien. Wenn du mehr über die Optimierung von Online-Präsenz wissen willst, lies dir diesen Artikel durch: Online sichtbar werden: So optimierst du deine Kommunikation.
Auf den ersten Blick scheint eine Krise oder ein Rückgang der Geschäftstätigkeit der schlechteste Zeitpunkt zu sein, um etwas Neues zu beginnen. Tatsächlich kann es jedoch der beste Zeitpunkt sein, um darüber nachzudenken, was du deinen zukünftigen Kunden anbieten möchtest, und deine Dienstleistungen sorgfältig zu gestalten.
Nutze diese Zeit, um zu lernen, deine Website aufzubauen, dein Netzwerk zu erweitern oder deine Geschäftsvision zu klären.
Es ist die Art von Pause, die Jonas sich vor dem Start seiner eigenen Tätigkeit gewünscht hätte: Einer der Ratschläge, den er seiner Community oft gibt, ist, sich diese Reflexionsphase zu nehmen, um die ersten Kunden zu gewinnen und zu verstehen, wie man ihren Bedürfnissen bestmöglich gerecht wird. Gerade heute, da sich Märkte und Technologien schneller denn je verändern, ist diese Fähigkeit zur strategischen Selbstreflexion ein echter Wettbewerbsvorteil.
Wir hoffen, dass diese persönlichen Einblicke dich dazu inspirieren, dich nach schwierigen Zeiten wieder aufzurappeln, und dir die notwendigen Werkzeuge für deine zukünftigen Projekte an die Hand geben. Ein herzliches Dankeschön an Jenny, Michael und Jonas, dass sie sich Zeit genommen und uns ihre wertvollen Ratschläge gegeben haben.